Alleingang des Pioniers: Das ist Tesla Vision Only

Alleingang des Pioniers: Das ist Tesla Vision Only

Tesla Vision Only: Die wohl kontroverseste Entscheidung vom Autohersteller? Hier alles über das Thema nachlesen!

Der Traum vom autonomen Fahren ist mindestens so alt wie Tesla selbst. Schon lange verspricht das Unternehmen seinen Kunden, „bald“ sei es so weit mit den führerlosen Autos, die notwendige Hardware sei in jedem Tesla bereits verbaut.

Dass das nicht so ganz klappte, ist mittlerweile klar. In neuen Teslas wird derzeit schon die vierte Generation Hardware verbaut, hunderttausende Freiwillige testen und verbessern die Autopilot-Software – doch es mag noch nicht so richtig klappen.

Vielmehr sorgt Tesla mit seiner Entscheidung in Sachen Hardware, dem Tesla Vision Only, für Verwirrung und Enttäuschung bei den Kunden.

Die Herausforderungen des autonomen Fahrens bei Tesla

Sämtliche Umgebungsdaten nur aus Kameras zu beziehen, das ist so ganz anders als das, was der Rest der Branche macht. Und der schläft beim Thema autonomes Fahren natürlich auch nicht. Neue Wege zu gehen hat Tesla bisher zwar oft weitergeholfen, in diesem Fall benötigt man aber viel Optimismus, um an einen Erfolg in naher Zukunft zu glauben.

Kundenzweifel und die Zukunft von Tesla Vision

Eher fragen sich die Kunden zurzeit, wie denn schon so etwas simples wie eine Tesla Vision Einparkhilfe funktionieren soll. Das hat Tesla zwar so langsam raus, mit den alten Tesla Ultraschallsensoren (Tesla USS), die das Unternehmen Ende 2022 aus Neufahrzeugen verbannt hat, ging es aber in vielen Situationen genauso gut. Bei anderen aufgrund der Umstellung ausgesetzten Features wie Herbeirufen oder Smart Herbeirufen steht ein Wiedereinführungsdatum noch in den Sternen – obwohl Tesla versprochen hatte, diese bald nach der Umstellung wieder freizugeben.

Viele fragen sich daher „Wann kommt Tesla Vision?“, wobei diese Frage natürlich etwas falsch formuliert ist. Tesla Vision ist längst da, es kann bloß noch nicht alles, was es einmal können soll. Manche überlegen sich daher, ob sie auf dem Drittanbietermarkt die Tesla USS nachrüsten oder lieber doch auf ein Tesla Ultraschallsensoren Update warten sollen, das die USS in sämtlichen Features durch Kamerabilder ersetzen kann.

Doch nun noch einmal der Reihe nach: Worum geht es in der ganzen Thematik genau und was sind die aktuellen Entwicklungen?

Tesla Vision vs Radar

Ein autonomes Auto benötigt Daten, viele Daten. Es muss ständig wissen, wie es um das Fahrzeug herum aussieht, ob Objekte seinen Weg kreuzen werden, wo die Straße verläuft und vieles mehr. Lange Zeit sammelte Tesla diese Daten, genau wie die Konkurrenz, aus einem ganzen Arsenal an Sensoren: Ultraschallsensoren, Radarsensoren und eben Kameras. Nur das von manchen Automobilbauern verwendete Laserradar (Lidar) lehnte Tesla schon immer ab – zu groß, zu teuer, nicht notwendig.

Dann kündigte Elon Musk Tesla Vision an, also die Idee, sämtliche notwendigen Daten rein aus Kamerabildern zu gewinnen. Musk war der Meinung, mit Kameras nach vorn, zur Seite und nach hinten könne man die Umgebung ausreichend erfassen und dabei auch noch genauer vorgehen als mit anderen Sensoren. Kameras erkennen Linien, kleine Bordsteine oder Rillen, die von USS oder Radar nicht erkannt werden.

Diese Entscheidung führte zunächst dazu, dass die als ungenau empfundenen Radar-Sensoren 2021 aus allen neuen Model 3 und Y und 2022 aus allen neuen Model S und X entfernt wurden. Das funktionierte anscheinend noch ganz gut, der große Aufschrei aus der Tesla-Community blieb aus. Lediglich andere Autohersteller, die fest auf Radar setzen, zeigten sich verwundert.

Tesla Vision USS: Tesla verärgert Kunden

Im Oktober 2022 tat Tesla schließlich den nächsten Schritt Richtung „Vision Only“: Die USS wurden aus neuen Model 3 und Y verbannt, im Model S und X sollte die Maßnahme 2023 folgen. Dieses Mal allerdings waren die Kunden enttäuscht und machten ihrem Ärger Luft. Ein Tesla ohne Ultraschallsensoren? Wie sollte das funktionieren? Da reicht ja schon Schmutz vor der Kamera, und schon fährt das System „blind“!

Vor allem die Tatsache, dass die Einparkhilfe mit Tesla Vision erstmal nicht funktionierte und das gewohnte „Piepsen“, das man seit Jahrzehnten aus Mittel- und Oberklasse-Wagen gewöhnt war, ausblieb, erhitzte die Gemüter. Nicht wenige gaben ihren Tesla kurz nach Auslieferung zurück.

Wann kommt Tesla Vision Update?

Mit der Zeit hat sich die Aufregung gelegt, am 23.03.2023 kamen die Einparkhilfe sowie der Parkassistent per Over-the-Air Update wieder zurück – und anscheinend funktioniert das Ganze auch ziemlich gut. Beim reinen Vision Only, wie es ursprünglich verkündet worden war, blieb es aber auch nicht.

Mit der neuen Hardware 4 (HW4) legte Tesla den Grundstein für bis zu vier weitere Kameras (acht sind es bisher), die vermutlich vorne und hinten an der Stoßstange Platz finden werden. Außerdem änderte Tesla seine Meinung zu Radar-Sensoren, die in der HW4 ebenfalls wieder vorgesehen sind. Hier hat Tesla selbst geforscht und ein neuartiges, hochauflösendes Radar entwickelt, dass den Ansprüchen des Autopiloten (oder Musks, wer weiß) genügt. Rein Vision Only wird das autonome System von Tesla also wohl nicht bleiben; dass auch die USS ein Comeback erleben, dafür gibt es aber keine Indizien.

Immerhin scheint die Einparkhilfe wieder zu funktionieren, was die meisten Tesla-Fahrer sicher zufrieden(er) stellen dürfte. Wann allerdings das nächste Tesla Vision Update kommt, welches die Funktionen Herbeirufen und Smart Herbeirufen zurückbringt, ist unklar – wir dürfen an dieser Stelle erneut auf das berühmte „bald“ verweisen.

Wenn aber das Update irgendwann zur Verfügung steht, darf man gespannt sein, was das ganze Prozedere nun gebracht hat. Denn rein vom Funktionsangebot steht Tesla dann da, wo man schon vor Vision Only stand. Nur wenn die autonomen Funktionen deutlich besser funktionieren als zuvor, hätte Tesla tatsächlich etwas gewonnen. Angesichts des Ärgers, den man sich mit der USS-Entfernung eingehandelt hat, wäre das auch dringend notwendig. Ob es tatsächlich so ist? Nur ein entsprechendes Update kann hier Klarheit verschaffen.

Tesla Vision Model Y: USS nachrüsten

Wer indes ein Model Y oder 3 ohne USS sein Eigen nennen kann und vom neuen Parkassistenten nicht überzeugt ist, kann die Sensoren natürlich auch auf dem Drittanbietermarkt nachrüsten lassen. Etwas Überlegung ist dabei gefragt, denn selbstverständlich sollte so wenig wie möglich im Tesla Infotainment-System und der Verkabelung des Autos herumgepfuscht werden – Stichwort Garantie. Es gibt aber gute, autarke Lösungen, die lediglich einen Stromanschluss benötigen und die auch relativ preisgünstig zu erwerben sind. Im TFF-Forum läuft hierzu eine informative Diskussion.

Wem seine Parksensoren nicht ganz so wichtig sind, dem sei das Warten auf entsprechende Software-Lösungen von Tesla empfohlen. Zwar ist nicht klar, wie lange dieses Warten denn dauern soll, aber immerhin der Parkassistent und das Autoparken sind ja bereits wieder zurück – und werden, wie jede Tesla-Software, vermutlich noch besser. Investieren Sie Ihr Geld stattdessen in praktisches Zubehör, welches das Leben mit Ihrem Tesla noch komfortabler macht und Sie die fehlenden USS vergessen lässt.

Tesla Vision Only: Fazit

Die Idee hinter Tesla Vision Only klingt plausibel: Ein 360-Grad-Blick nach nah und fern sollte alle notwendigen Informationen zum autonomen Fahren bereitstellen. Ein menschlicher Fahrer hat schließlich auch nur seine Augen, und die nicht mal rundherum. Soll heißen: Visuelle Informationen, sofern Sie adäquat ausgewertet werden können, sind aufschlussreicher als Daten aus USS oder Radar-Sensoren mit niedriger Auflösung.

So weit, so logisch. Dennoch kommt Vision Only natürlich mit einigen Herausforderungen daher. Zum einen sind das die Interpretation der Bilder in Echtzeit und die korrekte Einordnung der Situation. Zwar wird die Bilderkennung mittels KI stetig besser, aber gerade in komplexen Situationen kommt Sie an einen Menschen eben (noch) nicht heran.

Zum anderen haben Kameras, die außen am Fahrzeug montiert sind, den Nachteil, dass sie schnell verschmutzen. Auch dafür gibt es Lösungen, wie automatische Kamerareinigung oder ein Heizelement unter der Kamera, wie es Tesla eingeführt hat, welches Nebelbildung verhindert. Zu hundert Prozent perfekt sind diese Methoden allerdings auch noch nicht, vor allem wenn man bedenkt, dass bereits kleinste Veränderungen am Bild die auswertende KI zu einer völlig falschen Einschätzung kommen lassen können.

Angesichts dieser Einschränkungen könnte es im Moment noch sinnvoll sein, dem Computer weitere Daten aus anderen Sensortypen zur Verfügung zu stellen – was vermutlich auch der Grund ist, warum viele andere Hersteller keinen Vision-Only-Ansatz verfolgen.

Um ein Fazit zu bilden: In der Zukunft, mit (noch) besseren Bilderkennungssystemen, wird „Vision Only“ praktikabel sein und wahrscheinlich einige Vorteile gegenüber „gemischten“ Systemen haben. Vermutlich wähnte man bei Tesla diese Zukunft schon sehr nahe, als man den Verzicht auf Radar und USS beschloss.

Es sollte sich jedoch zeigen, dass dieser Schritt etwas überstürzt war. Um sich den Ärger der Kunden zu ersparen, hätte Tesla nach Abschaffung der USS sehr zügig einen funktionsfähigen Vision-Only-Parkassistenten präsentieren müssen, was aber offensichtlich nicht so einfach war – er kam fast ein halbes Jahr später. Zumindest ein Stück weit scheint man den Fehler auch bei Tesla eingesehen zu haben, anders ist die Rückkehr zu Radar, auch wenn in deutlich verbesserter Form, nicht zu erklären.

Vision Only bleibt dennoch bestehen. Man darf also gespannt bleiben, wie das Thema sich entwickelt: Tesla hat schließlich nicht erst einmal gezeigt, dass der Erfolg manchmal auf einem Weg liegt, den sonst niemand nimmt.

Haben Sie schon Erfahrungen mit Tesla Vision gemacht? Oder sind Sie gar vom USS-Verzicht betroffen? Erzählen Sie uns davon in den Kommentaren!

Quelle Beitragsbild: Mateusz Zatorski via Unsplash

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